[Rezension] Im Licht der Zeit

 Titel: Im Licht der Zeit

Autor:  Edgar Rai

Verlag: piper

Erstveröffentlichung: 05. August 2019

Seiten: 512

Format: Hardcover

ISBN: 978-3-492-05886-5

Preis : 22€ [D]

 

 

Klappentext

»Niemand im Raum hätte sagen können, ob ihre Laszivität nur gespielt war, ob Marlene sie angedreht hatte wie einen Lichtschalter, oder ob sie Sternberg tatsächlich im nächsten Moment küssen würde. Nicht einmal sie selbst wusste es. Vollmöller und Pommer hielten den Atem an.«

 

Frühjahr 1929: Alle Welt redet nur noch vom Tonfilm, der in Amerika längst die Kino-Paläste erobert hat. Deutschland aber droht den Anschluss zu verlieren. Nun soll die mächtige Ufa das Land zurück an die Spitze führen, koste es, was es wolle. Ein halbes Jahr später hat der geniale Karl Vollmöller fast alles beisammen: das modernste Tonfilmstudio, einen grandiosen Stoff, den gefeierten Oscar-Preisträger Emil Jannings, der soeben glorreich aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist, und den perfekten Regisseur. „Der blaue Engel“ wird nicht einfach nur ein Tonfilm sein, er wird ein neues Zeitalter einläuten, davon ist Vollmöller überzeugt. Nur die Hauptdarstellerin fehlt noch. Wer soll die abgründige Figur der Rosa Fröhlich verkörpern, die den biederen Professor ins Unglück stürzt? Etwa Marlene Dietrich? Als Revuegirl ist sie eine Klasse für sich, sie bietet Leichtigkeit, Unterhaltung, zeigt nackte Haut. Aber sie besitzt keinerlei schauspielerisches Talent!

 

Meine Meinung

Kurz: Ich liebe das Buch! Ich liebe den Schreibstil, die Umsetzung der Charaktere, die Stimmung, die eingefangen wird und den Hintergrund des Ganzen.
Lang: Zu Beginn tat ich mir etwas schwer mit Rais "Im Licht der Zeit". Ich fand es zwar gut aber nicht so, dass ich es inhaliert hätte. Ich habe nach Kapiteln oder Absätzen immer mal Pause gemacht und selten mehr als 20 Seiten am Stück gelesen. Ich fand die Charaktere und die Handlung sehr interessant. Zumal es ja alles "echt" so ist. Historisch korrekt und recherchiert.  Ich mochte die Entwicklung einzelner Charaktere und fand es mega spannend, zum einen zu lesen, wie Marlene Dietrich zu DER Marlene Dietrich wurde und zum anderen, was es damals, 1929, bedeutet hatte, einen Film zu drehen. Einen Ton-Film. DEN ersten deutschen Ton-Film. Durch mein Studium "Kunstgeschichte/Filmwissenschaft" wusste ich, dass der Stummfilm extrem wichtig und auch komplex bzw. anstrengend für die Schauspieler war. Schließlich musste so viel gesagt werden, ohne reden zu können. Jedoch wusste ich nicht, dass der Tonfilm zu Beginn so verpönt war. Dass man ihm keine Zukunft zusprach. Das war wirklich sehr interessant zu lesen. Auch die Szenen "Hinter den Kulissen" bzw. jene, in denen man dabei war, als der Film gedreht wurde. Nachdem ich anfangs nicht ganz so begeistert war, wurde ich von Kapitel zu Kapitel begeisterter. Die letzten 250 Seiten habe ich dann fast am Stück gelesen, weil ich so gefesselt war. Ich "kannte" viele der genannten Namen und war fasziniert, zu lesen, wie die Personen waren. Wie schwierig die einzelnen Charaktere auch waren und wie ... besonders. Wie viele "Starallüren" es damals schon gab. Ich mochte die ganze Stimmung des Buches so gerne. Man konnte sie greifen und nachvollziehen und spüren. Es war wie eine kleine Zeitreise in eines meiner liebsten Jahrzehnte. Es war ganz besonders interessant auch zu lesen, wie sehr die Politik das damalige Geschehen beeinflusst hat. Das alltägliche, natürlich. Das kannte ich schon von anderen Stellen. Aber dass auch der Film damals doch noch so abhängig von der Politik war, das war mir so nicht bewusst.
Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf einen kleinen Kritikpunkt kommen. Zu Beginn der einzelnen Kapitel gab es immer mal Zeitungsausschnitte oder auch andere "Zeitzeugnisse" über das damalige politische Geschehen. Prinzipiell fand ich das ganz gut. Nur haben mich die Zeitangaben der Artikel und die Zeit des Geschehens total gestört. Während der vorangestellte Artikel bspw. im Oktober 1929 war, war die Handlung schon im Januar ´30. Das hat mir persönlich nicht gefallen und mich auch immer etwas verwirrt. Ist aber wirklich nur ein ganz kleiner Kritikpunkt,

Empfehlen würde ich das Buch jedem, der gerne historisches liest und sich auch für den Film interessiert. Denn davon wird einem im Buch einiges geboten. Nicht nur vom "Film" an sich sondern auch all dem, was dazugehört. Technik, Schauspieler, Finanzierung, Rivalitäten etc pp. ... Ein absolut lesenswertes Buch!

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