[Rezension] Geheime Geschichten für Frauen, die Saris tragen

Titel: Geheime Geschichten für Frauen, die Saris tragen

Autor: Balli Kaur Jaswal

Verlag: Goldmann

Erstveröffentlichung: 18. Juni 2018

Seiten: 471

Format: Taschenbuch

ISBN: 978-3-442-48661-8

Preis: 10,00 € [D]

 

 

Klappentext

Nikki weiß, was sie will. Genauer gesagt weiß die junge Londonerin mit indischen Wurzeln, was sie nicht will: ein Leben, gebunden an traditionelle Konventionen. Als Lehrerin eines Creative-Writing-Kurses für Sikh-Frauen will sie ihr Lebensgefühl weitergeben und hofft, dass die Frauen schreibend ihre Fesseln abwerfen. Allerdings entpuppen sich sämtliche Teilnehmerinnen als Analphabetinnen, die nur Lesen und Schreiben lernen wollen. Ein Unterfangen, das sich bald als müßig erweist. Doch als die Frauen sich öffnen und sich gegenseitig ihre geheimsten Geschichten anvertrauen, setzen sie etwas in Gang, das nicht nur ihr Leben für immer verändern wird ...

 

Meine Meinung

Auf dieses Buch wurde ich durch die Verlagsvorschau aufmerksam. Ich fand den Titel und auch das Cover sehr spannend. Der Klappentext trug dann dazu bei, dass ich es anfragte. 

Alles in allem hat mir das Buch auch gut gefallen. Allerdings muss ich sagen, dass ich etwas anderes erwartet hatte. Und ich glaube, die Autorin selbst wusste nicht so genau, welche Geschichte sie eigentlich erzählen möchte. Zwar hat alles gut zusammengepasst und sich gefügt und auch jeder Charakter und seine Geschichte kam nicht zu kurz. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es nicht "das eine" Thema gab. Die eine Handlung, um die es gehen soll. Prinzipiell fand ich das nicht schlecht. Aber irgendwie .. Ich weiß nicht. Es hatte mich ein wenig beim Lesen gestört! 

Was ich sagen kann, das Buch behandelt definitiv ein wichtiges Thema. Genauer gesagt zwei. Zum einen geht es um ... Taten, die im Namen der Ehre, des Rufes und der Religion begangen werden. Schlechte Taten. Und darum, wie sehr eben jene verschleiert werden, vertuscht und strafrechtlich nicht weiter verfolgt. Das machte mich fassungslos und wütend! Und traurig ... Es war schlimm, zu lesen, was modernen jungen indischen Frauen durch Menschen die der gleichen Religion angehören und an das gleiche glauben, angetan wird. Darüber sollte so viel mehr berichtet werden. Und getan! Ganz dringend!
Das zweite Thema ist die weibliche Stimme. Ihre Kraft, Ihr Mut. Es geht in dem Buch um Witwen (manche älter, manche jünger), die diesen Kurs nutzen, um Ihre erotischen Fantasien aufzuschreiben und auszutauschen. Denn Sex war etwas, was zwar zur Ehe dazugehört allerdings für keine der Frauen wirklich ein Vergnügen war. Es ist schön, mitanzusehen, wie die Frauen immer selbstständiger, selbstsicherer und auch lauter werden. Denn auch das ist ein wichtiges Thema. Ein Thema, das so oft tabuisiert wird.
Und genau das sind die Punkte, weswegen ich das Buch empfehlen würde. Denn es kämpft für Frauen. Dafür, dass sie Ihre Stimmen nutzen. Und hier geht es nicht um "weiße" Frauen, die ein offenes, eigenständiges und modernes Leben führen. Hier geht es um Frauen, die einer Religion angehören, in der die Frau dem Mann zu folgen hat. Ohne eigenen Willen, ohne ja ... ohne eigenen Wert. Eine Religion, in der die Frau geächtet wird, da sie angeblich Unglück bringt, wenn der Ehemann stirbt. Eine Religion, in der Frauen nichts zu sagen haben. Gar nichts. Was ich an diesem Buch besonders bewundere ... Jaswal gelingt es, all diese Themen anzusprechen, ohne die Religion an sich schlecht zu machen. Das ist kein Buch, dass die Religion verteufelt sondern ein Buch, dass Missstände und antiquiertes Verhalten aufzeigt und zeigt, wie es anders geht. Wie man religiöse Glaubenssätze in die moderne Welt übertragen und trotzdem glauben kann. Das fand ich sehr sehr gut. Schließlich ist nicht die Religion das Problem sondern der Mensch und wie er sie auslegt und anwendet. Und genau das sollte so viel öfter angesprochen und thematisiert werden.

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der kritisch mit schwierigen Problemen umgeht und sich damit befasst. Mit mehr, als einer Sichtweise.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0