[Rezension] Schatten ohne Licht

Titel: Schatten ohne Licht

Autor: Marcus S. Theis

Verlag: Schardt 

Erstveröffentlichung: Juni 2017

Seiten:  219

Format: Taschenbuch

ISBN: 978-3-96152-092-3

Preis: 12,80 € [D]

 

Klappentext

Rede und Gegenrede, Lüge oder Wahrheit, Süd oder Nord

 In Seonghans und Jeongahs kleinem Heimatdorf in Nordkorea bestimmt der feste Glaube an den Geliebten Führer, an das Militär und den Kommunismus, den Alltag. Auch wenn die Geschwister von Hunger, Kälte und harter Arbeit geplagt sind, Gewalt täglich vor Augen haben – wie könnten sie daran zweifeln, dass ihr Land alle anderen Länder der Welt übertrifft?

Als ihr Großvater, der jahrelang für Nordkorea gekämpft hat und ein treuer Anhänger des Geliebten Führers war, dem Hungertod zum Opfer fällt, beginnt ihr Glaube an das System langsam zu bröckeln. Dann versucht Seonghans Militärkamerad ihm weiszumachen, dass es im Süden so viel mehr gibt als bei ihnen – so viel Nahrung, so viel Strom, so viel Leben: eine bessere Welt. Ist es entgegen allem, was sie gelernt haben, tatsächlich nicht der imperialistische Süden, sondern ihre eigene Heimat, in der Ungerechtigkeit und Grausamkeit vorherrschen?

Obwohl Hinrichtungen an der Tagesordnung stehen und Menschen der feindlich gesinnten Kategorie spurlos verschwinden, wagen die Geschwister schließlich den Gedanken an eine Flucht, an ein besseres und freies Leben in Südkorea. Doch ist ein Entkommen überhaupt möglich? – Und welche Opfer werden sie dafür bringen müssen?

 

Meine Meinung

Bekommen habe ich das Buch im Zuge einer Leserunde bei lovelybooks und darauf Aufmerksam, also auf Autor und Buch, wurde ich über instagram. So ... das war der leichte Teil. Kommen wir zum Schwierigen.

Ich weiß nicht, was ich über das Buch sagen soll. Ich war noch nie in der Situatuion. Selbst heute, gute zehn Tage, nachdem ich das Buch beendet habe, bin ich .... am überlegen. Das trifft es am besten. Dass es keine einfache und larifari Lektüre wird, dessen war ich mir schon anhand der Leserstimmen und des Klappentextes sicher, aber dass es SO werden würde. Damit habe ich nicht gerechnet.

Mit den ersten Kapiteln hatte ich starke Probleme, da mich die Namen kirre gemacht haben und ich nie wirklich wusste, wer nun wer ist. Zwar wurde das im Laufe des Buches nicht wirklich besser aber ich hatte dann meine Eselsbrückchen. Aber mal von den Namen abgesehen ... die Einblicke, die man in das Nordkoreanische Regime bekam, waren ... beklemmend. Es macht mir Angst, dass es so etwas gibt. Aktuell. Dass einem Menschen so eine Macht eingeräumt wird und er seine Bevölkerung, auf die er achten sollte, so sehr von der Welt abschottet und sie quälen und misshandeln lässt. Mir war es schon immer ein Rätsel, wie man einfach keine Meinungen als die Eigene akzeptieren kann und vermutlich werde ich so etwas auch nie verstehen können. Aber das, was dort abgeht ist ... heftig. Und es macht mich wütend, dass nichts dagegen gemacht wird. Gemacht werden kann? ... Ich weiß es nicht. So. Zu den Namen habe ich etwas gesagt und der Politik dahinter. Kommen wir nun zu dem Teil, den ich am liebsten weglassen würde. Zur Handlung. Puuuh .... Am Anfang habe ich mit den Geschwistern und ihrem Freund mitgebangt und gehofft. Als dann die erste Katastrophe eintrat, verlor auch ich etwas den Mut aber nicht wirklich meine Hoffnung. Zwar hatte ich während des Lesens schon von Anfang an das Gefühl, dass das kein Wohlfühlbuch wird aber "es wird schon nicht so schlimm sein.", so mein Gedanke. Dann kam das nächste Unglück und ich habe mich verlassen gefühlt. Vom Autor. Seiner Aufgabe, mich als Leser zu unterhalten und mir angenehme Lesestunden zu bereiten. Aber nun gut ... das Leben besteht eben nicht aus Zuckerwatte und rosa Wolken. So ist es nun mal. Und genau das zeigt Theis hier. Nach den zwei Vorfällen war es aber noch nicht genug. Das Buch hat seinen Titel nicht zu Unrecht. Denn Licht sucht man hier vergeblich. Obwohl es zwischenzeitlich zwar in dem einen Erzählstrang sehr gut aussieht, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl im Bauch, dass das nur ein Trugschluss ist. Das nichts an der Handlung positiv sein wird. Und tja ... leider hatte ich recht.

Ich bin, was Bücher angeht, nicht sehr zartbesaitet. Ich liebe Thriller und Krimis. Je blutiger und psychotischer, desto besser. Natürlich gerät man auch bei dem Genre irgendwann an seine Grenzen und man ekelt sich. Aber ich bin ein sehr empathischer Mensch. Ich kann Gewalt, Rache, Folter und all so etwas nicht nachvollziehen. Nicht verstehen. Ich kann einfach nicht begreifen, wie jemand bei etwas böse Absichten haben kann. Einem anderen Lebewesen schaden will. Mein Freund sagt oft, ich sei dahingehend naiv. Das ist möglich. Aber ich weiß, dass es Leid gibt. Ich weiß, zu was der Mensch fähig ist. Aber ich verstehe es nicht. Das Gefühl der Rache ist mir fremd. Wieso ich das erzähle? Weil mich dieses Buch emotional zerstört hat. Noch nie in meinem ganzen Leben ging es mir nach der Lektüre eines Buches so beschissen. Ich war am Ende. Nicht so, wie wenn man verlassen wird und die Welt nicht versteht oder wenn jemand stirbt. Nein ... Ich habe jede Hoffnung verloren. Ich wollte mich einfach nur ins Bett legen und weinen. Ich will nicht in so einer Welt leben. Einer Welt, die das mit mir macht. Wenn es in dem Buch doch nur Fiktion gewesen wäre ... Aber nein. SO ist das Leben mitunter und das ist ... heftig. Als ich den letzten Satz beendet hatte, war mein erster Gedanke "Hätte ich das Buch doch nur nie gelesen.". Und, so leid es mir auch tut, den Wunsch habe ich immer noch. Ich kann das nicht beschreiben und ich will auch nicht die Augen vor den Gräueltaten verschließen oder nicht wahrhaben, dass es so etwas gibt. Denn das gibt es nunmal. Nein, ich hätte es nur einfach gerne nicht gelesen. 

Da ich das Buch, die Handlung, weder als gut noch als schlecht bewerten möchte, wird es auch keine Rezenion auf lovelybooks geben, da man da Sterne vergeben muss. Und dazu weigere ich mich.

Marcus S. Theis hat Talent. Definitiv. Sonst hätte er diese Gefühle nicht hervorholen können. Er kann mit Worten umgehen und mit ihnen Bilder malen. Er ist ein sehr guter Autor. Ein Geschichtenerzähler. Da würde ich nie etwas anderes behaupten. Ich werde auch seine nächsten Bücher lesen, da ich den Schreibstil klasse fand. Malerisch, zuweilen poetisch und er kann Stimmung erzeugen. 

Aber diese Handlung. Sie lässt mich einfach nicht los. 

Ich weiß nicht, wem ich das Buch empfehlen würde, da ich wohl die Einzige bin, die so empfunden, und es zugegeben, hat. Vielleicht hat es mich auf einem falschen Fuß erwischt oder irgendetwas in mir berührt, dass ich so nicht kannte und vielleicht, geht das nur mir so. Deswegen ist meine einzige Empfehlung an Euch ... Lest es, wenn ihr euch dessen bewusst seid, was in der Welt schief läuft und zu was die Menschen in der Lage sind.

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